2022 — EQUILIBRIUM

INTRODUCTION | EINLEITUNG
THE MAGIC OF THINGS | DIE MAGIE DER DINGE
by Rik Reinking
Cabinets of curiosities first emerged during the late Renaissance and Baroque periods and were an important early step in the development of the modern museum. They were private collection rooms where valuable works of art (Artificialia), rare natural objects (Naturalia), scientific instruments (Scientifica), objects from foreign worlds (Exotica) and inex- plicable things (Mirabilia) were preserved.
Magda Krawcewicz’s works have something deeply human about them and awaken this tradition. But they also convey a feeling for the past. It is the timelessness of things that only reveal their secrets to the most curious observer.
…
Wunderkammern entstanden erstmals während der Spätrenaissance und des Barocks und waren ein wichtiger früher Schritt in der Entwicklung hin zum modernen Museum. Es waren private Sammlungsräume, in denen kostbare Kunstwerke (Artificialia), seltene Naturalien (Naturalia), wissenschaftliche Instrumente (Scientifica), Objekte aus fremden Welten (Exotica) und unerklärliche Dinge (Mirabilia) aufbewahrt wurden.
Die Werke von Magda Krawcewicz haben etwas zutiefst Menschliches und erwecken diese Tradition zu neuem Leben. Sie vermitteln aber auch ein Gefühl für die Vergangenheit. Es ist die Zeitlosigkeit der Dinge, die nur dem neugierigsten Betrachter ihre Geheimnisse offenbaren.
Text | Texte – Rik Reinking – Dr. Belinda Grace Gardner – Jan Zier
Design | Gestaltung: STUDIO NIKIÒ, Nicole R. Schardt
Lithography | Lithografie: PIQUEE, Thorben Bantje
Printing | Druck: RESET St. Pauli Softcover, Auflage 500, 86 Seiten,
Editing | Lektorat: SPRACHENFABRIK GmbH
Portrait | Porträt: Caren Mina Detje
Artworks | Kunstwerke: Magda Krawcewicz
2022 – TIME PRESENT AND TIME PAST

TIME PRESENT AND TIME PAST
29.10. – 31.12.2022
2021 — Paper Works #007 Galerie Holthoff
In Malerei, Aquarell und Porzellanarbeiten webt Magda Krawcewicz ein ebenso feinsinniges wie weitreichendes Geflecht, das die tiefe Verbundenheit aller Dinge ahnen lässt. (…) Die Linie erweist sich hierbei als ein wichtiges Medium der Künstlerin. In ihrer Gestaltung ist sie das primum movens: Ohne vorausgehende Kompositionsskizze führt die frei gesetzte Linie zu etwas ursprünglich nicht Gesuchtem. Dagmar Lott-Reschke, Kunsthistorikerin
2021 — Residency #meetfrida & Stilwerk

In der verwinkelten Ecke mit einer nach oben führenden Treppe präsentiert Magda Krawcewicz ihre Objekte in schwarzen Schaukästen wie in einem Naturalienkabinett. Es fallen mehrere dunkel glasierte Gesichter auf, die alle verformt oder bruchstückhaft sind. Die Künstlerin nennt sie „Engramme“, ein Be- griff aus der Hirnforschung, der physische Spuren der Erinnerung im menschlichen Gehirn meint. Das Gedächtnis ist das, was uns ausmacht, sagt Magda Krawcewicz. Ihr künstlerischer Prozess ahmt nach, wie Erinnerung entsteht und sich verändert. Sie stellt zunächst einen Tonkopf her, denn im Kopf werden die Erinnerungen gespeichert. Dann drückt sie Ton- oder Porzellanmasse an das Gesicht des Kopfes, wo- durch ein Abdruck des Erlebnisses als Sinnbild einer Erinnerung entsteht. Anschließend verformt und fragmentiert sie die abgeformten Gesichter, denn auch die Erinnerung verändert sich mit der Zeit. Mit ihren Händen begreift die Künstlerin den Erinnerungsprozess im zweifachen Sinn. Im Stilwerk sieht man auch einzelne Federn aus Porzellan. Als Symbol kommt die Feder häufiger bei Magda Krawcewicz vor, denn sie ist leicht und fliegt davon wie ein flüchtiger Gedanke oder eine vorbei huschende Erinnerung. Darüber hinaus wurden Federn viele Jahrhunderte als Werkzeug verwendet, um Erinnerungen und Ge- danken schriftlich zu fixieren und aus dem Flüchtigen etwas Bleibendes zu schaffen. Gerade dass Gedanken und Erinnerungen kaum materiell sind, verleiht ihnen etwas Mystisches und Anziehendes.
Dr. Franziska Storch
2021 — PAPER POSITIONS BERLIN
Der Katalog erscheint anlässlich der Messe
paper positions berlin
19. – 22. August 2021
Deutsche Telekom Hauptstadtrepraesentanz
Franzoesische Strasse 33 a – c I 10117 Berlin
GALERIE HOLTHOFF
Fischers Allee 70 / 22763 Hamburg
www.galerie-holthoff.de mail@galerie-holthoff.de
Text: Rik Reinking
Abbildungen: Magda Krawcewicz
Gestaltung: Büro für Belange und Angelegenheiten, Hamburg
Druck: RESET ST. PAULI Druckerei GmbH, Hamburg
Auflage: 100 Hamburg/Berlin August 2021
2019 — UNDER THE SKIN THE MOON IS ALIVE




In ihrer Ausstellung Under the Skin The Moon Is Alive präsentiert die in Hamburg lebende Künstlerin Magda Krawcewicz (*1978 in Polen) ihre zunehmend figuralen Skulpturen aus Porzellan und Arbeiten auf Papier. In Magda Krawcewiczs Werk greifen die Disziplinen Malerei, Papier und Zeichnung ineinander. Sie beschäftigt sich darin mit der Auflösung und Fragmentierung von Körper, Gestalt und Raum.
Im Großen wie im Kleinen besteht das Sein aus Dualitäten. In Krawcewicz‘ Arbeit geht darum, hinter die Oberflächen zu schauen. Wer bin ich und wer will ich sein? Die Frage nach der Identität lässt sich in den Werken also auf unterschiedliche Weise finden und knüpft somit hervorragend an das Jahresthema 2019 der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn Körper/Identitäten an.
Die Galerie präsentiert bis zu fünf Ausstellungen im Jahr, vor allem Einzelausstellungen junger, zeitgenössischer künstlerischer Positionen aus dem norddeutschen Raum sowie einmal im Jahr die Abschlussausstellung der Stipendiaten des Kunststipendiums.
Zu den Ausstellungen erscheinen Publikationen bei GUDBERG NERGER PUBLISHING.
2017 — I draw a line to Your heart Today




ARTIST BOOK
Seiten 60
Auflage 500
Für die Bindung wurde eine Schweizer Broschur gewählt,
das Papier ist Munken Lynx.
Zu erwerben bei Sautter & Lackmann Kunstbuchhandlung
oder unter mail@seemagda.com – 15 Euro
Anlässlich zum Release Ausstellnug erschien eine limitierte nummerierte und signierte Aquarell Edition 20×14,8 cm in einer Auflage von 50 Stück.
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EMOVEO — 2016




emoveo – magnificent obsessions 12|02|16 – 31|03|16
Die erste Ausstellung des Jahres in der zone contemporaine präsentiert neue Werke der in Hamburg lebenden Künstlerin Magda Krawcewicz. Mit einer Auswahl von Ölmalereien, Aquarellen sowie Keramiken gibt die Ausstellung emoveo – magnificent obsessions einen umfassenden Einblick in das vielfältige Schaffen der Künstlerin.
Vor einem hellen Hintergrund erscheinen im Werk „Between the shadow and the soul“ wie aus dem Nichts drei Figuren. Während die mittlere, stehende Figur lediglich mittels filigraner Linien gemalt ist, füllen, dezent und kraftvoll zugleich, Farben die beiden anderen Gestalten aus und lassen so Linie und Körper verschmelzen. Dies lässt sie zugleich präsenter wie auch flüchtiger und schattenhafter erscheinen. Diese Schattenhaftigkeit wird unterhalb der Figuren durch kräftige Linien jedoch sogleich beendet, welche in ihrem horizontalen Verlauf ein optisches Gegengewicht zu der stehenden Figur in der Mitte geben.
Im Unterschied zu den Anfang 2014 im Dialog mit Wulf Kirschner gezeigten Ölmalereien von Krawcewicz in der zone contemporaine scheinen nicht nur die Linien dominanter in diesem Werk, es wirkt zugleich lichter und dezenter in seinen Farben, ohne jedoch an Intensität und Ausdruckskraft einzubüssen. Wie der einem Sonnet von Pablo Neruda entstammende Titel des Gemäldes die unterschiedlichsten Assoziationen hervorzurufen im Stande ist, so vermögen dies ebenso die Figuren im Bild. Auch sie scheinen sich in einem Dazwischen zu befinden, zwischen Abstraktion und Figuration, zwischen Präsenz und Flüchtigkeit, zwischen dem Offenkundigen und Geheimen, vielleicht auch Dunklen zwischen Menschen.
Der Verschiedenheit in Materialien und Techniken zum Trotz, sind damit Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Arbeiten von Magda Krawcewicz benannt. Ihnen ist ihr Oszillieren zwischen dem Abbilden und Auflösen von Körpern, zwischen dem offensichtlich Wahrnehmbaren und dem nur Angedeuteten, Geheimnisvollen oder, dem titelgebenden emoveo folgend, zwischen dem Entfernen und Herausheben von Figuren und damit Emotionen und Stimmungen gemein.
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zone contemporaine
2014 — DARK light II



What then is Time? Zeit als Proprium des Seienden
Gedanken von Rik Reinking zu den Arbeiten von
Magda Krawcewicz & Wulf Kirschner
Eine Schweißnaht zieht sich durch den Galerieraum – als unendlich gedachte Linie – sich über Flächen und Formen ziehend, bleibt sie doch bei all ihrer Materialität – ihrer massiven Präsenz – immer flüchtig.
…ein blosser Zeitstrahl… Aber was ist Zeit eigentlich ?
Einen Moment nach dem anderen wird aus dem noch-nicht-Sein der Zukunft für einen winzigen Augenblick ohne Dauer Gegenwart, um dann unmittelbar im nicht-mehr-Sein der Vergangenheit wieder zu versinken. Beständig geht die Zukunft also durch die unausgedehnte Gegenwart in die Vergangenheit über. Was ist, ist somit immer nur die Gegenwart. Aber diese gibt es im Grunde gar nicht. Sie hat ja kein eigenes Sein, ist sie doch unendlich kurz, ein nicht teilbarer Augenblick, ein Punkt ohne Ausdehnung zwischen Zukunft und Vergangenheit. Gegenwart ergibt sich erst mit dem Wandel der Dinge, daß nämlich die Formen wechseln und sich ändern. Veränderung des Seienden bedeutet, daß es aufhört zu sein, was es zuvor war, um sogleich das zu werden, was es soeben noch nicht war. Augustinus sieht den Wandel im Seienden als ein beständiges Absterben. (1)
In ‚De civitate Dei‘ verdeutlicht Augustinus die conditio des veränderlichen Seienden am Beispiel des Menschen: Seitdem ein Mensch in seinem sterblichen Körper zu sein und leben beginnt, arbeitet mutabilitas-bedingt in ihm beständig Etwas auf den Tod hin. Die verbleibende Lebensspanne wird mit jedem Augenblick gelebter Zeit kleiner, so daß dieses Leben nichts anderes ist als ein Lauf zum Tod hin. Zugleich zeigt sich im nicht-mehr-sein des Vergangenen, im flüchtigen Sein des Gegenwärtigen und im noch-nicht-sein des Zukünftigen eine Spur des Nichts. Das Seiende steht somit ausgestreckt zwischen Sein und Nichts – mit all seinem Schmerz und seiner Freude. So wie die Protagonisten in den Bildern von Magda Krawcewicz.
(1) In Io Ev XXXVIII,10: video ibi quandam vitam in eo quod est et mortem in eo quod fuit.
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2014 — Intimate Miracles



„Nur was nicht aufhört, weh zu tun, bleibt im Gedächtnis“
(Nietzsche)
Sehen wir Angst als einen Moment der absoluten Wachsamkeit und Schmerz als etwas kontemplatives, ja fast schon meditatives:
“… in den Schmerz hinein gehen“, so sprechen wir von zwei existenziellen Erfahrungen des Menschen. Den einen Moment dem Körper nach innen gerichtet, den anderen nach außen gerichtet, empfindet ein Jeder sich dabei ganz unmittelbar.
Nicht weniger als um diesen absoluten Moment geht es auch bei den Arbeiten von Magda Krawcewicz. Die Protagonisten Ihrer Bilder wirken dabei häufig wie merkwürdig gefangen.Angst motiviert, sie lähmt aber auch.Sie ist ein Mittel der Kontrolle denn bis zu einem gewissen Grad fühlen wir Angst jeden Tag, weil die moderne Gesellschaft uns diktiert, wie wir zu sein haben.
Als sensible Beobachterin unserer Zeit gelingt es der Künstlerin somit unserer Gesellschaft auf beeindruckende Weise einen Spiegel vorzuhalten.
Rik Reinking (Sammler, Kurator, Gründer vom WAI – Woods Art Institute)
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